Stehen am Arbeitsplatz – was für die einen eine willkommene Abwechslung zum Bürostuhl ist, hat für andere nicht selten unangenehme Folgen.
Viele Büroangestellte schätzen die Vorzüge eines höhenverstellbaren Schreibtischs enorm. Sie sind nicht mehr stundenlang an ihren Bürostuhl gefesselt, sondern können sich Abwechslung verschaffen, indem sie gelegentlich am Arbeitsplatz stehen, statt sitzen.
Zahlreiche Arbeitnehmende in Produktionsberufen, am Fließband, in der Gastronomie und im Einzelhandel hingegen leiden unter den körperlichen und mentalen Auswirkungen des Stehens am Arbeitsplatz. Viele von ihnen sind gezwungen, mehrere Stunden am Stück auf den Beinen zu sein und dabei zum Teil ohne viel Bewegung auf der gleichen Stelle zu stehen. Dass das auf Dauer nicht nur zu Unbehagen, Unkonzentriertheit und Müdigkeit führt, sondern auch Schmerzen und gesundheitliche Risiken mit sich bringt, liegt auf der Hand.
Um das Stehen im Büro so erträglich wie möglich zu gestalten, können sowohl Arbeitgebende als auch Arbeitnehmende bestimmte Maßnahmen ergreifen.
Stehen auf der Arbeit: Vorteile
Die viel zitierte Aussage, Sitzen sei das neue Rauchen, suggeriert einen Schwarz-Weiß-Kontrast: Sitzen ist schlecht, Stehen ist gut. Diese Behauptung greift jedoch oftmals viel zu kurz. Denn regelmäßiges und vor allem permanentes Stehen auf der Arbeit hat zwar einige Vorteile, aber eben auch unangenehme Nachteile.
Einerseits verbessert Stehen auf der Arbeit die Körperhaltung, entlastet Rücken und Nacken und fördert die Durchblutung. Das kann Müdigkeit verringern und Nacken- und Rückenschmerzen lindern, die durch falsches oder zu langes Sitzen auf der Arbeit entstehen. Geknickte Sitzhaltungen erhöhen hingegen das Risiko für Herz-Kreislauf-Beschwerden.
Stehen am Arbeitsplatz wirkt sich außerdem positiv auf Konzentration, Motivation, Produktivität und Kreativität aus. Davon profitieren Arbeitnehmende und schließlich das gesamte Unternehmen.
All diese Effekte können sich andererseits jedoch umkehren, wenn man es mit dem Stehen auf der Arbeit übertreibt oder – wie zahlreiche Arbeitnehmende im Einzelhandel, im Handwerk, in der Gastronomie oder am Fließband – keine andere Wahl hat, als im Job täglich mehrere Stunden am Stück zu stehen.
Stehen auf der Arbeit: Nachteile
Zu langes Stehen auf der Arbeit hat genau wie zu langes Sitzen negative Auswirkungen auf Körper und Kreislauf. Die ununterbrochene Belastung von Muskeln, Gelenken, Bändern, Sehnen und Venen durch falsches oder zu starres Stehen auf der Arbeit erhöht das Risiko für Krampfadern und andere Krankheiten in den Beinen und Füßen. Es kann zu Schwellungen, Schmerzen sowie Muskelverkrampfungen, -verspannungen und -verhärtungen in Füßen, Beinen, Hüfte und im unteren Rücken führen.
Obendrein belastet langes und vor allem monotones Stehen auf der Arbeit die Bandscheiben enorm, was letztendlich einen Hexenschuss oder gar Bandscheibenvorfall auslösen kann. Personen, die etwa Fließbandarbeit ausführen oder Maschinen bedienen und dabei lange auf der gleichen Stelle stehen, werden nach einiger Zeit unkonzentriert und müde. Das beeinträchtigt die Feinmotorik und Reaktionszeit, was letztlich zu Fehlern bis hin zu gefährlichen Unfällen führen kann.
Für die eigene Gesundheit und Sicherheit ist es daher unerlässlich, stets so gut wie möglich ein Gleichgewicht zwischen Sitzen und Stehen am Arbeitsplatz aufrechtzuerhalten.
Was hilft bei der Arbeit im Stehen?
Stehen am Arbeitsplatz kann auf Dauer unangenehme Folgen haben. Um die mentalen und körperlichen Auswirkungen in einem erträglichen Rahmen zu halten, können sowohl Arbeitgebende als auch Arbeitnehmende verschiedene Maßnahmen ergreifen. Unsere 5 Tipps für langes Stehen am Arbeitsplatz tragen dazu bei, Erschöpfung und Schmerzen zu lindern und ernsten Verletzungen vorzubeugen.
1. Bequeme Arbeitskleidung
Eine Möglichkeit, das Risiko negativer Auswirkungen von langem Stehen zu verringern, besteht darin, auf bequemes, stützendes Schuhwerk zu achten. Schuhe, die speziell für statisches Stehen am Arbeitsplatz konzipiert sind, können zusätzliche Dämpfung und Unterstützung bieten, um die Belastung der Füße, Beine, Hüften und des unteren Rückens zu verringern.
Es lohnt sich, beim Schuhkauf auf sportliche Modelle zurückzugreifen. Diese haben meist eine gedämpfte Sohle und sind elastisch und flexibel, was stundenlange Arbeit im Stehen erleichtern kann. Ein möglichst atmungsaktives Obermaterial kann außerdem helfen, die Füße bei einem langen Arbeitstag vor übermäßigem Schwitzen zu schützen. Vor allem im Sommer oder an einem Arbeitsplatz mit hohen Temperaturen ist eine ausreichende Luftigkeit der Schuhe wichtig.
Wer wegen langem Stehen am Arbeitsplatz ohne viel Bewegung unter geschwollenen Füßen oder Beinen leidet, kann mit Stütz- oder Kompressionsstrümpfen gegenarbeiten. Der zusätzliche Druck sorgt für eine bessere Blutzirkulation in den Beinen und wirkt dadurch Schwellungen entgegen. Das klappt übrigens auch bei langem Sitzen!
Bequeme Arbeitskleidung trägt im Allgemeinen zu einem besseren Wohlbefinden auf der Arbeit bei. Langes Stehen am Arbeitsplatz ist auf Dauer schon unangenehm genug –schlecht sitzende, enge, ungemütliche Kleidung ist dann eine zusätzliche Belastung, die sich für gewöhnlich mit wenig Aufwand vermeiden lässt.
2. Matten oder Bodenbeläge
Den gesamten Arbeitstag auf harten Beton- oder Fliesenböden zu stehen, kann auf Dauer unangenehm werden und Füße, Beine und Rücken noch mehr ermüden lassen. Alles, was ein bequemer Schuh für eine ausreichende Dämpfung nicht leisten kann, ergänzen spezielle Anti-Ermüdungsmatten für den Arbeitsplatz.
Eine Bodenmatte oder ein Bodenbelag kann einen Teil der Stöße und Belastungen absorbieren, die bei langem Stehen und Gehen auf harten Böden entstehen. Arbeitsmatten aus dämpfenden Materialien entlasten die Gelenke und Muskeln bei langem Stehen am Arbeitsplatz enorm. Sie fördern zusätzlich die Bewegung der Füße und gewährleisten dadurch eine bessere Durchblutung.
Je nach Bereich und Anforderungen gibt es verschiedene spezielle Bodenmatten, vom Industriesektor bis hin zum Stehpult im Büro. So müssen etwa Bodenbeläge in der Produktion von Elektronikbauteilen bestimmte Sicherheitsanforderungen zur Vermeidung von elektrostatischen Entladungen erfüllen.
3. Laufen und Pausen
Besonders schädlich für den Körper ist alleiniges Stehen am Arbeitsplatz, wenn es statisch und monoton abläuft, man also ohne großartige Bewegung immer auf der gleichen Stelle steht. Dagegen hilft, die Körperhaltung trotzdem so gut es geht zu variieren, indem man zum Beispiel das Körpergewicht ab und zu verlagert – vom linken Bein auf das rechte oder von der Ferse auf die Zehenspitzen und umgekehrt.
Eine der besten Möglichkeiten, Gelenke, Venen und Muskeln bei langem Stehen am Arbeitsplatz zu entlasten, sind regelmäßige Pausen. Wenn möglich, sollten Pausen genutzt werden, um sich im Freien zu bewegen, zum Beispiel durch einen kurzen Spaziergang. Dadurch wird die Durchblutung gefördert und die Belastung der Füße, Beine und Rückenmuskeln verringert.
Wer seinen Arbeitsplatz nicht verlassen kann, sollte trotzdem nicht auf regelmäßige Pausen vom Stehen verzichten. Schon ein paar Minuten Gehen können dazu beitragen, die Muskelermüdung zu verringern und den Kreislauf anzuregen. Das hilft nicht nur gegen körperliche Beschwerden vom Stehen am Arbeitsplatz, sondern sorgt auch für eine bessere Konzentration.
Jedoch sollte in jedem Fall darauf geachtet werden, sich in den Pausen genügend auszuruhen. Ein Kaffee im Sitzen ist für einige möglicherweise erholsamer als ein Spaziergang, wenn man ohnehin schon mehrere Stunden am Stück auf den Beinen war.
4. Dehnübungen
Monotones Sitzen oder Stehen am Arbeitsplatz können mit der Zeit für Verspannungen, Steifheit und Schmerzen in den Füßen, Beinen und im Rücken sorgen. Neben kurzen Gehpausen sind auch Dehnübungen eine gute Option, verspannte Muskeln zu lockern und Steifheit zu lösen. Schon ein paar Minuten sanftes Dehnen können eine Linderung der Beschwerden verschaffen, die durch Stehen am Arbeitsplatz verursacht werden.
Dehnübungen, die auf die Wadenmuskeln, die Kniesehnen und den Quadrizeps abzielen, können besonders hilfreich sein, da diese Bereiche durch das Stehen auf der Arbeit am meisten beansprucht werden. Umfangreichere Dehnungen können oftmals nur in der Pause durchgeführt werden.
Es gibt allerdings auch eine Menge Übungen, die schnell und einfach direkt am Arbeitsplatz umsetzbar sind. Dazu gehören unter anderem Knöchelkreisen und Wadenheben. Wer sich ein wenig mit solchen Übungen vertraut macht und sie regelmäßig durchführt, wird schnell spüren, wie effektiv kurzes Dehnen die Beschwerden von langem Stehen oder Sitzen lindern kann.
5. Sport in der Freizeit
Dehnübungen und Bewegung auf der Arbeit reichen oftmals nicht aus, monotones Stehen am Arbeitsplatz auszugleichen. Es ist natürlich keine langfristige Lösung, die Verantwortung für die negativen Folgen herausfordernder Arbeitsbedingungen auf die Arbeitnehmenden in ihrer Freizeit abzuwälzen. Dennoch kann neben den bereits aufgeführten Maßnahmen ausreichend Bewegung außerhalb des Arbeitsplatzes erheblich dazu beitragen, die Auswirkungen von Stehen auf der Arbeit abzuschwächen.
Regelmäßige körperliche Betätigung hilft, die Körperhaltung, den Kreislauf und die Muskelkraft zu verbessern. Zusätzlich entspannt regelmäßiger Sport auch Körper und Geist und wirkt so präventiv gegen Stress am Arbeitsplatz. Je nach individuellem Fitnesslevel gibt es eine Vielzahl geeigneter Aktivitäten, um sich trotz langen Sitzens oder Stehens auf der Arbeit fit zu halten. Leichte Aktivitäten wie etwa Spaziergänge sind dabei ebenso effektiv wie Kraftübungen, Yoga, Laufen, Schwimmen oder Radfahren.
Fazit
Stehen am Arbeitsplatz ist Fluch und Segen zugleich. Für Menschen, die im Büro oder anderswo hauptsächlich im Sitzen arbeiten, ist gelegentliches Stehen auf der Arbeit eine Erleichterung. Es entlastet Rücken und Nacken, regt den Kreislauf an und fördert dadurch die Konzentration und Produktivität.
Langes Stehen am Arbeitsplatz hat jedoch ebenso viele Nachteile. Wer lange auf einer Stelle steht, leidet nicht selten an Schmerzen in Füßen, Beinen, Hüfte und Rücken. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Sitzen und Stehen am Arbeitsplatz wäre deswegen der Optimalzustand.
Angestellte in Berufen, die unvermeidbar mit langem Stehen am Arbeitsplatz verbunden sind, können sich durch verschiedene Maßnahmen Erleichterung verschaffen. Vonseiten der Arbeitgeber sollten nach Möglichkeit bequeme und unterstützende Arbeitskleidung sowie dämpfende Bodenbeläge zur Verfügung gestellt werden. Ansonsten helfen regelmäßige Pausen vom Stehen und ausreichend Bewegung wie etwa Dehnübungen sowohl auf der Arbeit als auch in der Freizeit gut gegen unangenehme Folgen vom Stehen am Arbeitsplatz.
FAQ
Was tun, wenn man lange stehen muss?
Bei langem Stehen am Arbeitsplatz ist es wichtig, eine möglichst gerade Körperhaltung zu bewahren. Das Körpergewicht sollte gleichmäßig auf beide Füße verteilt werden, um die Belastung einzelner Bereiche des Körpers zu verringern. Regelmäßige Pausen mit Bewegung und kurzen Dehnübungen können die Durchblutung verbessern und dadurch Schmerzen und Müdigkeit vorbeugen.
Einfache Übungen wie Wadenheben oder Gewichtsverlagerung von einem Bein auf das andere helfen, Muskelverspannungen und Ermüdung zu lindern. Auch das Tragen von bequemen oder speziell stützenden Schuhen kann helfen.
Ist lange stehen gesund?
Stehen am Arbeitsplatz entlastet Rücken und Nacken und fördert die Durchblutung. Das kann sich positiv auf Konzentration, Produktivität und Kreativität auswirken. Geknickte Sitzhaltungen regelmäßig durch Stehen zu ersetzen, verringert das Risiko für Herz-Kreislauf-Beschwerden und Rückenprobleme.
Langes Stehen kann allerdings auch negative Auswirkungen auf Muskeln, Gelenke und Kreislaufsystem haben. Zu den Folgen von falschem oder zu langem Stehen gehören Schmerzen in Füßen, Beinen, Hüfte und im unteren Rücken sowie ein erhöhtes Risiko für Hüftprobleme und Krankheiten in den Beinen und Füßen wie etwa Krampfadern. Daher ist es wichtig, ein Gleichgewicht zwischen Stehen und Sitzen zu finden.
Kann man langes Stehen trainieren?
Ja. Langes Stehen erfordert ein gewisses Maß an Kraft, Ausdauer und eine gute Körperhaltung. Regelmäßige Übungen, die sich auf die Stärkung der Beine sowie der Rumpf- und der Rückenmuskulatur konzentrieren, können helfen, die nötige Ausdauer für längeres Stehen aufzubauen.
Darüber hinaus kann eine gute Körperhaltung, z. B. die Ausrichtung der Wirbelsäule und die gleichmäßige Verteilung des Gewichts auf beide Füße, dazu beisteuern, die Belastung des Körpers beim Stehen zu verringern. Eine allmähliche Verlängerung der Stehzeit und Pausen zum Dehnen und Entspannen der Muskeln können ebenfalls dazu beitragen, längeres Stehen zu trainieren.