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Beim STOP-Prinzip im Arbeitsschutz handelt es sich um einen systematischen Ansatz, um Gefahren am Arbeitsplatz zu identifizieren und entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Es trägt zur Vermeidung von Unfällen und Gesundheitsrisiken bei, um Mensch und Umwelt gleichermaßen zu schützen.

Was besagt das Stop-Prinzip im Arbeitsschutz?

Das STOP-Prinzip wird im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung am Arbeitsplatz angewendet, um höchstmögliche Sicherheit zu garantieren. Es besagt, dass Schutzmaßnahmen in einer bestimmten Reihenfolge angegangen werden sollten, um maximale Effektivität zu gewährleisten. Niedergeschrieben ist das Ganze in der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) und in den Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS) – hier werden alle Regeln rund um das Arbeiten mit Gefahrstoffen gesammelt.

In den technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS) stehen sämtliche wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Arbeiten mit Gefahrstoffen, einschließlich jeweilige Einstufung und richtige Kennzeichnung. Außerdem geben sie den Stand der Technik, Arbeitsmedizin und Arbeitshygiene an.

Gefahrstoffe sind solche, die bestimmte physikalische und chemische Eigenschaften aufweisen, hierzu gehören z. B. entzündbare, ätzende oder krebserzeugende Stoffe. Ziel des STOP-Prinzips ist es, „Mensch und Umwelt vor stoffbedingten Schädigungen zu schützen“ (GefStoffV). Das Stop-Prinzip gilt neben Gesundheitsgefahren gegenüber Menschen auch für Brand- und Explosionsgefahren.

Welche Maßnahmen beziehen sich auf das Stop-Prinzip im Arbeitsschutz?

Jeder Arbeitgebende ist dazu verpflichtet, eine Gefährdungsbeurteilung als Bestandteil der Beurteilung der Arbeitsbedingungen nach § 6 des Arbeitsschutzgesetzes durchführen zu lassen, um festzustellen, ob die Beschäftigten Tätigkeiten mit Gefahrstoffen ausüben oder ob Gefahrstoffe bei der Arbeit entstehen oder freigesetzt werden können. Wenn das der Fall ist, müssen Schutzmaßnahmen ergriffen werden. 

Das STOP-Prinzip definiert die Rangfolge der Schutzmaßnahmen, welche vom Arbeitgebenden stets befolgt werden muss, um höchstmöglichen Schutz bereitzustellen. Der Begriff „STOP“ ist dabei ein Akronym, das die verschiedenen Schutzmaßnahmen in dieser bestimmten Reihenfolge darstellt:

  1. Substitution:

    1. Was bedeutet das? Substitution bezieht sich auf den Ersatz gefährlicher Stoffe oder Verfahren durch weniger gefährliche Alternativen.
    2. Warum ist es wichtig? Durch die Verwendung sicherer Materialien oder Prozesse können potenzielle Gefahren von vornherein reduziert werden.
    3. Beispiel: Statt eines giftigen Reinigungsmittels kann ein umweltfreundlicheres Produkt verwendet werden.
  2. Technische Schutzmaßnahmen:

    1. Was bedeutet das? Hierbei handelt es sich um den Einsatz technischer Mittel, um den direkten Kontakt mit Gefahren zu minimieren.
    2. Warum ist es wichtig? Technische Schutzmaßnahmen können Gefahren eliminieren oder reduzieren.
    3. Beispiel: Die Installation eines Abzugssystems in Laboren, um schädliche Dämpfe abzuleiten.
  3. Organisatorische Schutzmaßnahmen:

    1. Was bedeutet das? Strukturelle Änderungen in der Arbeitsorganisation, die darauf abzielen, das Sicherheitsniveau zu erhöhen.
    2. Warum ist es wichtig? Eine gut organisierte Arbeitsumgebung kann menschliche Fehler minimieren und die Sicherheit verbessern.
    3. Beispiel: Einführung von regelmäßigen Pausen, um die Aufmerksamkeit und Vorsicht der Mitarbeitenden zu bewahren.
  4. Persönliche Schutzmaßnahmen:

    1. Was bedeutet das? Die Verwendung persönlicher Schutzausrüstung als letzte Verteidigungslinie, wenn alle anderen Maßnahmen nicht ausreichen.
    2. Warum ist es wichtig? Persönliche Schutzmaßnahmen bieten einen individuellen Schutz gegen spezifische Gefahren und Risiken.
    3. Beispiel: Wenn alle anderen Maßnahmen fehlschlagen, muss auf Schutzausrüstung wie Handschuhe oder Schutzbrille zurückgegriffen werden.

 

Reihenfolge der Schutzmaßnahmen des Stop-Prinzips im Arbeitsschutz

Das Stop-Prinzip wird auch Stop-Hierarchie genannt, da es hierarchisch aufgebaut ist. Die richtige Reihenfolge der Schutzmaßnahmen ist unabdinglich, um die Beschäftigten bestmöglich zu schützen. 

Das Wichtigste zuerst: Substitution – am wirkungsvollsten ist es, eine Gefahr zu beseitigen, denn dann kann sie keinen Schaden mehr anrichten. Die Substitutionspflicht ist eine rechtliche Verpflichtung, die im Bereich des Arbeitsschutzes existiert. Sie legt fest, dass gefährliche Stoffe, Materialien oder Verfahren am Arbeitsplatz durch weniger gefährliche Alternativen ersetzt werden müssen, sofern dies technisch möglich und wirtschaftlich zumutbar ist. Die Substitutionspflicht ist eine konkrete Umsetzung des Grundsatzes der Gefährdungsbeurteilung und der Verhältnismäßigkeit im Rahmen des Arbeitsschutzes.

 Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Substitution im Arbeitsschutz, darunter:

  1. Substitution von Chemikalien: Ersetzen gefährlicher Chemikalien durch weniger toxische oder nicht toxische Alternativen.
  2. Substitution von Materialien: Die Verwendung von weniger gefährlichen Materialien als Ersatz für solche, die gesundheitliche Risiken darstellen könnten.
  3. Substitution von Verfahren: Die Umstellung auf sicherere Arbeitsabläufe oder Verfahren, die das Risiko von Verletzungen oder Exposition gegenüber Gefahrstoffen minimieren.
  4. Substitution von Ausrüstungen: Das Ersetzen von gefährlichen Maschinen oder Werkzeugen durch sicherere Modelle.

Technische Schutzmaßnahmen folgen den Substitutionen und sind wirkungsvoller als persönliche Schutzausrüstungen. Der Ablauf ist im Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) geregelt, hier heißt es „Gefahren sind an ihrer Quelle zu bekämpfen“ und „individuelle Schutzmaßnahmen sind nachrangig zu anderen Maßnahmen“. 

Die Hierarchie dieser Maßnahmen – von Substitution bis zu persönlichen Schutzmaßnahmen – stellt sicher, dass zuerst die effektivsten und nachhaltigsten Ansätze verfolgt werden. Man geht erst zum nächsten Buchstaben, wenn vorherige Maßnahmen nicht ausreichen, um die Gefahr zu bewältigen.

Insgesamt zielt das STOP-Prinzip darauf ab, Gefährdungen systematisch anzugehen und durch eine klare Hierarchie von Maßnahmen eine sichere Arbeitsumgebung zu gewährleisten. Es fördert proaktives Handeln, um potenzielle Risiken zu identifizieren und zu minimieren.

Stop-Prinzip im Arbeitsschutz: Beispiel

Ein konkretes Beispiel:

Lena F. eröffnet ein eigenes Architekturbüro und wird engagiert, eine Wohnanlage zu entwickeln. Da für dieses Projekt viel mit Kleber, Lacken und Leimen gearbeitet wird, erkennt sie in der Gefährdungsbeurteilung eine erhebliche Gefahr. Gemäß dem STOP-Prinzip legt sie die nötigen Schutzmaßnahmen fest, um das Risiko beim Umgang mit den toxischen Stoffen auf null zu senken. 

Sie macht sich direkt auf die Suche nach umweltfreundlichen, non-toxischen Utensilien zum Erstellen des Modells (=Substitution). Diese sind aber nicht direkt lieferbar, also lässt sie ein Lüftungssystem nach dem neuesten Stand der Technik in die Werkstatt einbauen (= technische Maßnahme). Jede Tätigkeit für das Projekt, welches nicht direkt mit dem Modell zu tun hat, wird in einem anderen Raum vollbracht, um den Kontakt mit den Giftstoffen zu verringern (= organisatorische Maßnahme). Außerdem muss ihr Team Schutzmasken und Handschuhe tragen (= persönliche Maßnahme), um weiteren Schutz sicherzustellen. 

  • Substitution:
    • Ersetzen von giftigen Reinigungsmitteln durch umweltfreundlichere Varianten.
  • Technische Schutzmaßnahmen:

    • Einsatz von Abzügen, um direkten Kontakt mit schädlichen Substanzen zu verhindern.
  • Organisatorische Schutzmaßnahmen:

    • Einführung von regelmäßigen Pausen, um die Aufmerksamkeit und Vorsicht der Arbeitnehmenden zu fördern.
  • Persönliche Schutzmaßnahmen:

 

Stop-Prinzip gegen SRS-Unfälle

Sturz-, Rutsch- und Stolperunfälle (SRS-Unfälle) sind eine der häufigsten Ursachen für Unfälle und Verletzungen am Arbeitsplatz, denn sie können in fast jeder Arbeitsumgebung passieren und teilweise zu schweren Verletzungen führen. Um die Gefahr solcher Unfälle am Arbeitsplatz zu minimieren, sollten Unternehmen dafür sorgen, dass alle Gänge und Gehwege frei von Hindernissen sind. 

Das STOP-Prinzip präventiv gegen SRS-Unfälle: 

Substitution: 

  • insbesondere wenn sie in Bereichen mit erhöhtem Sturz-, Rutsch- oder Stolperrisiko arbeiten, sollten sicherere Alternativen gestellt werden: das kann zum Beispiel durch rutschfesten Bodenbelag statt einem rutschigen Belag erlangt werden. Präventiv können Schmutzfangmatten ausgelegt werden, damit Rutschgefahr überhaupt nicht entstehen kann. Sinnvoll ist es, besonders bei der Arbeit mit rutschigen Materialien wie Öl schon im Vorfeld für die notwendigen Maßnahmen zu sorgen. Hierfür bieten sich Ölfangmatten an, die viel überschüssige Flüssigkeit aufsaugen können.

Technische Maßnahmen: 

  • bessere und helle Beleuchtung kann Unfälle verhindern! Einerseits sind Gefahren schneller erkennbar und andererseits fällt es den Mitarbeitenden leichter, wach und aufmerksam zu bleiben.  

Organisatorische Maßnahmen: 

  • Schulungen und Aufklärung der Mitarbeitenden über SRS-Risiken sind hier von Vorteil, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Außerdem sollten klare Verfahrensrichtlinien für sicheres Arbeiten leicht zugänglich sein für alle. Die regelmäßige Wartung von Arbeitsbereichen ist selbstverständlich. 

Persönliche Schutzmaßnahmen: 

  • Tragen Sie eine persönliche Schutzausrüstung (PSA), wie Sicherheitsschuhe. Die Auswahl geeigneter Schuhe ist entscheidend, um das Risiko von Sturzunfällen zu minimieren. Rutschfeste Sohlen können unter anderem das Ausrutschen auf glatten Oberflächen verhindern. Nicht nur Schuhe, sondern auch der Rest Ihrer Schutzkleidung muss Sie vor Gefahren des Arbeitsalltags schützen.

Fazit

Das STOP-Prinzip trägt dazu bei, den Arbeitsplatz so sicher wie möglich zu gestalten. An erster Stelle steht hier die Substitution, um von Anfang an die Gefahr zu beseitigen. Danach folgen in fester Reihenfolge technische, organisatorische und persönliche Maßnahmen, um jegliche Risiken zu vermindern. Idealerweise sollte die Substitution immer bevorzugt werden, da sie einen umfassenden Schutz bietet und nicht nur auf individuellen Schutzmaßnahmen basiert.

FAQ

Was bedeutet Substitution im Arbeitsschutz?

Im Arbeitsschutz bezieht sich der Begriff „Substitution“ auf eine der grundlegenden Maßnahmen zur Gefährdungsvermeidung und Risikominderung am Arbeitsplatz. Die Substitution bezeichnet dabei die Ersetzung gefährlicher Stoffe, Materialien, Verfahren oder Ausrüstungen durch weniger gefährliche Alternativen. Die Substitution ist eine präventive Maßnahme, die dazu beiträgt, potenzielle Gefahren an der Quelle zu beseitigen. 

Was ist eine Substitutionspflicht?

Unter dieser Pflicht müssen Arbeitgebende aktiv prüfen, ob es sichere Alternativen zu den gegenwärtig verwendeten gefährlichen Stoffen oder Verfahren gibt, und wenn möglich, diese sicheren Alternativen implementieren. Dieser Ansatz zielt darauf ab, Gefahren an der Quelle zu eliminieren oder zumindest zu minimieren.

Was sind Substitutionsmöglichkeiten?

Substitutionsmöglichkeiten im Kontext des Arbeitsschutzes beziehen sich auf alternative Stoffe, Materialien, Verfahren oder Ausrüstungen, die anstelle von gefährlichen oder gesundheitsschädlichen Elementen verwendet werden können. Das Ziel besteht darin, potenzielle Risiken für die Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz zu reduzieren oder zu eliminieren. Hier sind einige Beispiele für Substitutionsmöglichkeiten:

  • Substitution von Chemikalien
  • Substitution von Materialien
  • Substitution von Verfahren
  • Substitution von Ausrüstungen
  • Substitution von Energiequellen